Vorhelmer Weg 19

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Vorhelmer Weg 19
51.773257.8993
Denkmal.svg
Anschrift Vorhelmer Weg 19
Baujahr 1928
Architekt E. Vieten
Heutige Nutzung Wohnhaus


Beschreibung

[1]Das Einfamilienwohnhaus wurde 1928 als freistehendes Gebäude mit großem Grundstück für den Unternehmer Emil Schultz Junior nach Plänen des Architekten E. Vieten / Ahlen errichtet. Schultz unterhielt eine Buchhandlung in Ahlen sowie zeitweilig auch eine Zeitung und bezeichnete sich als Buchdruckereibesitzer. Teil der Planung war auch die Gestaltung der um das Haus befindlichen Gartenflächen, die aber nur noch rudimentär vorhanden ist.

Das Haus wurde zusammen mit den benachbarten Häusern Vorhelmer Weg 15 und 17 errichtet, wobei die beiden seitlich stehenden Häuser an die Baufluchtlinie der Straße gestellt 1928 ausgeführt wurden, während das 1930 dazwischen errichtete Haus weit zurückgesetzt steht und daher von den zunächst aufgeführten Bauten eingefasst wird. Obwohl alle drei Bauten im Detail unterschiedlich gestaltet wurden, zeigen sie nicht nur in der Stellung, sondern auch in ihrer Kubatur Gemeinsamkeiten: es handelt sich jeweils um zweigeschossige freistehende Putzbauten über hohem Kellersockel, die ein pfannengedecktes Vollwalmdach erhielten.

Das zweigeschossige Haus Vorhelmer Weg 19 erhielt einen hohen Kellersockel (ehemals wohl mit Bruchstein verkleidet, heute verputzt) und wurde verputzt, wobei die Fassaden sowohl durch einige Stuckelemente in expressionistischen Formen als auch durch die sorgfältige Verteilung der Fensteröffnungen (diese zumeist mit Holzläden betont) gestaltet ist.

In der Vorderfront wurden durch die Haustür mit Vortreppe und Oberlicht sowie drei kleine Lüftungsfenster (für Toiletten und Bad) und an der westlichen Seitenfront durch das massive Blumenkistenband sowie das über Eck gesetzte Erdgeschossfenster weitere gestalterische Akzente gesetzt. Das hohe Walmdach über einem umlaufenden Gesims ist weit vorkragend und durch übergiebelte Dachausbauten akzentuiert.

Das Innere wird im Erdgeschoss über eine Vortreppe und einen kleinen Windfang durch einen dielenartigen Flur erschlossen, in dem die gegenläufige Etagentreppe eingestellt ist. Rechts des Flures befindet sich zur Straße orientiert die Küche und hinter dem Treppenhaus befindet sich rückwärtig das große Esszimmer mit Wintergartenvorbau zum Garten und Austritt zur rückwärtigen Terrasse.Links neben dem Windfang befinden sich Garderobe und Abort sowie das Wohnzimmer mit Erkerraum zur Straße und ein Herrenzimmer, welches sich zum Garten orientiert. Im Obergeschoß befinden sich links zwei Schlafzimmer für die Eltern und die Kinder sowie rechts zwei Fremdenzimmer (eines mit Austritt auf den Balkon über dem Wintergarten); dazwischen wurde zur Straße orientiert ein Abort angelegt und zum Garten orientiert das Badezimmer. In dem teilweise ausgebauten Dachgeschoss wurden zwei Kammern eingebaut. Im Keller wurde neben den üblichen Räumen (Waschküche, Obstkeller und Vorratsräume auch ein Raum für die schon vorhandene Zentralheizung sowie eine Dunkelkammer (unter dem Windfang) vorgesehen.

Fenster und alle Außen- und Innentüren sind noch im Original erhalten, ebenso die wahrscheinlich einige Zeit nach der Erbauung eingestellte Trennwand mit Tür aus Holz mit Glas für die Abtrennung des Treppenhauses vom Flur im Erdgeschoss.

Begründung

Das Haus mit der Terrasse ist bedeutend für die Geschichte des Menschen in der Stadt Ahlen. Es dokumentiert anschaulich das Selbstverständnis der bürgerlichen Schichten in einer wirtschaftlich aufblühenden Stadt wie Ahlen in der Zwischenkriegszeit und lässt sich als konservativ-modern umschreiben. Dieses Selbstverständnis fand aber auch in einer selbstverständlichen Darstellung durch den Neubau von großen und anspruchsvollen Wohnhäusern seinen Ausdruck.

Für die Erhaltung des Hauses mit Terrasse liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. Als wissenschaftliche Gründe sind anzuführen, dass der Entwurf des Hauses in überdurchschnittlichem Maße zeitgenössischen Vorstellungen zu einer modernen Gestaltung folgt, zugleich aber auch versucht wurde, den Charakter des Gebäudes in allgemeingültige, eher konservative Geschmacksentwicklungen einzupassen. Hier wird eine ambivalente Haltung der bürgerlichen Schichten deutlich, wie sie charakteristisch war und wesentlich prägender als die „reine“ Stilentwicklung ist. Das Haus ist hierfür ein gut überliefertes und anspruchsvolles Beispiel.

Städtebauliche Gründe liegen vor, weil das Gebäude mit Terrasse zu einer bemerkenswerten Gruppe von privat in den Jahren 1928-1931 errichteten anspruchsvollen Wohnhäusern (bestehend aus den Häusern Vorhelmer Weg 15, 17 und 19) gehört, die in ihrer Gruppierung zueinander ein bemerkenswertes Beispiel des Wohnhausbaus der Zeit um 1930 sind.

Quellen

<references>

  1. Jahresbericht 2009 zur Stadtbild- und Denkmalpflege