Ferdinand Holtermann (Geschäft)
Ferdinand Holtermann war ein traditionsreiches Handelsunternehmen in Ahlen, das im Jahr 1902 gegründet wurde und über mehrere Jahrzehnte als führendes Fachgeschäft für Eisenwaren, Hausrat und Glas- sowie Porzellanwaren galt. Das Unternehmen entwickelte sich aus einem kleinen Familienbetrieb und spielte eine wesentliche Rolle im Ahlener Wirtschaftsleben des 20. Jahrhunderts.
Gründung und frühe Jahre
Das Unternehmen wurde am 1. Juli 1902 von Ferdinand Holtermann gegründet, nachdem er das zuvor von seinem Bruder Carl Holtermann betriebene Eisenwarengeschäft an der Weststraße übernahm. Die Geschäftstätigkeit begann mit dem Verkauf von Eisenwaren, Bau- und Möbelbeschlägen, Werkzeugen sowie Haus- und Küchengeräten. Bereits in den frühen Jahren erweiterte Holtermann das Angebot kontinuierlich und baute ein großes Lager auf.
Im Jahr 1920 erfolgte die erste größere Sortimentserweiterung: Glas, Porzellan und Kristallwaren wurden in das Sortiment aufgenommen. Diese Erweiterung sicherte dem Unternehmen eine breite Kundenbasis und stärkte seine Position als Fachhändler.
Wachstum in den 1930er und 1940er Jahren
1930 übernahm Ferdinand Holtermann die Vertretung der **Vereinigten Kugellagerfabriken Schweinfurt** und baute ein Lager für Kugellager und Rollenlager auf, womit er seine Geschäftstätigkeit auch auf die heimische Industrie ausrichtete. Das Unternehmen florierte und erweiterte seinen Kundenstamm über die Stadtgrenzen von Ahlen hinaus.
Im Jahr 1941 traten die beiden Söhne von Ferdinand Holtermann, **Ewald** und **Ernst Holtermann**, in das Unternehmen ein. Sechs Jahre später, 1947, verstarb Ferdinand Holtermann, und Ewald übernahm die Geschäftsleitung, unterstützt von seinem Bruder Ernst. In dieser Phase durchlief das Unternehmen eine weitere Phase des Wachstums, trotz der schwierigen Zeiten während des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre.
Expansion in den 1950er Jahren
Eine bedeutende Erweiterung erlebte das Unternehmen im Jahr 1956, als die **Hintelersche Mühle** an der Gerichtsstraße erworben wurde. Nach umfangreichen Um- und Neubauten wurde hier ein modernes und repräsentatives Geschäftshaus eröffnet. 1970 erfolgte eine erneute räumliche Erweiterung durch den Ankauf des Muermans'schen Hauses, wo ein großer Ausstellungsraum und Büroräume eingerichtet wurden.
Im Jahr 1973 wurde in diesem Bereich das Fachgeschäft „**Die Diele**“ eröffnet, das sich auf Dielenmöbel spezialisierte. Es stellte eine moderne Erweiterung des klassischen Angebots von Ferdinand Holtermann dar und reflektierte die kontinuierliche Modernisierung des Unternehmens.
Der Geist des Kaufmanns
Das Unternehmen Ferdinand Holtermann war über Jahrzehnte hinweg ein Beispiel für traditionelles Kaufmannsdenken und ein enges, harmonisches Verhältnis zwischen Firmenleitung und Belegschaft. Viele Mitarbeiter blieben dem Unternehmen über lange Zeiträume hinweg treu, was ein Beweis für das vorbildliche Arbeitsklima war.
Besonders **Ewald Holtermann**, der langjährige Geschäftsführer, genoss in Ahlen und der Umgebung hohes Ansehen. Er war nicht nur im Geschäftsleben aktiv, sondern auch als 1. Vorsitzender des **Einzelhandelsverbandes** und der **Werbegemeinschaft Ahlen**.
Die dritte Generation und spätere Entwicklung
Ewald Holtermanns Sohn **Jochen Holtermann** trat in die Fußstapfen seines Vaters und unterstützte die Geschäftsleitung in der dritten Generation. In den 1970er Jahren erreichte das Unternehmen seinen Höhepunkt und setzte seine erfolgreiche Entwicklung fort.
Schließung und Nachwirkung
Im späten 20. Jahrhundert wurde das Unternehmen Ferdinand Holtermann geschlossen, als die Inhaberfamilie sich entschied, das Geschäft aufzugeben. Dennoch bleibt es ein bedeutender Teil der Ahlener Wirtschaftsgeschichte, bekannt für seine Innovationskraft und seine Verbindung zur lokalen Industrie und zum Einzelhandel.
Quellen
- Wirtschaft und Leben, 1973