Johann Martin Roeren
Johann Martin Roeren | |
---|---|
Vorname/n | Johann Martin |
Nachname | Roeren |
Todesdatum | 1869 |
Todesort | Ahlen |
Beruf | Küster
|
Johann Martin Roeren war der Küster (Koester) und Organist in der "Alten Pfarre", St. Bartholomäus. Von seinem Leben erzählen viele Ankedoten und Witze, die aus der damaligen Zeit überliefert sind.
Als Witzbold war Köster Roeren bei den Stammgästen der Wirtschaften Neuhaus und Wiegard gern gesehen. Er erschien dort auch regelmäßig, wenn ihn keine Amtspflichten daran hinderten, denn gemütliche Geselligkeit war ihm ein Lebensbedürfnis. Er sorgte dort für die notwendige Heiterkeit, aber wer ihn kannte, legte sich nicht mit ihm an, denn seine Antworten waren immer so, daß er die Lacher auf seiner Seite hatte. Zudem war er sehr geschätzt und beliebt für sein ausgezeichnetes Orgelspiel.
Im Vorwort des "Choral-Melodieenbuches zum Heroldschen katholischen Gesangbuche" steht:
Nach einer Subscriptions-Anzeige von G. P. Bädeker zu Essen wird die Herausgabe eines Choral-Melodieenbuches zum Heroldschen katholischen Gesangbuche von Johann Martin Roeren, Organist zu Ahlen, beabsichtiget. Die uns von Letzterm eingesandten Choral-Proben sind nach dem Urtheile eines vorzüglichen Kunstkenners, welchem nebstdem ein bedeutender Theil jenes Werkes schon bekannt ist, völlig gelungen, und hiernach, so wie nach dem mehrfach bekundeten Talente des Verfassers in der Choral-Musik, läßt sich mit Grund erwarten, daß das ganze Werk sich als für die Verherrlichung des Gottesdienstes, Erhebung des Gemüths und Förderung der gemeinsamen Andacht ganz geeignet darstellen werde, weshalb wir dasselbe den Herren Pfarrgeistlichen unserer Diözese, besonders in denjenigen Pfarreien, wo das Herold’sche Gesangbuch bereits gebraucht wird, angelegentlicht empfehlen.
Münster, den 11. Januar 1841.
Der Bischof von Münster (HL. S.) - Caspar Max.
Roeren hatte mehrere Kinder, unter anderem Elise Roeren.
Nach ihm ist die Köster-Roeren-Straße benannt
Koester Roeren und der Orgelwettstreit
Der Bischof zu Münster lud einst die Organisten seiner Diözese nach Münster ein; es mußte ein neuer Organist für den Dom bestellt werden. Auch Roeren folgte dem Rufe. Jeder Organist mußte dasselbe Orgelstück vorspielen, aber keiner brachte es richtig zustande, denn im Laufe desselben gingen die Hände auf der Tastatur soweit auseinander, daß eine einzelne dazwischenstehende Note, die als Disharmonie scharf herausklang, also nicht überhört werden konnte, nicht mehr gegriffen werden konnte. Roeren, der im blauen Kittel von niemandem gekannt wurde, kam als letzter an die Reihe. Er schob sich durch die große Zahl der dastehenden mit den Worten: "Nu laot't mui maol dranne!" worauf ihm geantwortet wurde: "Wat will de Bur?" - Er ließ sich aber nicht beirren, spielte ganz routiniert sein Stück ab. Bei der Stelle angelangt, wo alle versagt hatten, beugte er den Kopf nach vorn herunter und drückte mit der Nasenspitze die eine Taste herunter, daß der Mißton scharf durch das Gotteshaus erklang, löste dann sofort die Disharmonie durch einige Akkorde auf und ließ nun die Domorgel nach seiner Weise so gewaltig erklingen, daß die Organisten vor Staunen Nase und Mund aufsperrten. - Starr vor Verwunderung stand man oben und unten, doch ehe es Hörer bemerkten, war Roeren verschwunden. Domorganist wollte er nicht werden. "Ich bluiwe in Aohlen", sagte er.
Koester Roeren und der Vikar
Mit einem jungen Vikar, der ihn etwas von oben herab behandelte, war er einst auf einer Bauernhochzeit. Die Bauern, die ihn genau kannten, sahen an seinem Gesicht, daß dem Vikar eine Abfuhr zuteil werden würde. Aller Augen waren darum auf Roeren gerichtet und aller Ohren gespitzt. "Diese Nacht hat mir geträumt", begann Roeren zu erzählen, "ich sei gestorben. Auf dem weiten beschwerlichen Weg zum Himmel sah ich auf einmal das Höllentor vor mir, und ich bekam es mit der Angst, denn fromme Küster sollen ja so selten sein, wie der Herr Vikar behauptet hat. Ein frommer Küster soll ja ein Weltwunder sein. Die Beine fingen mir an zu zittern und zu beben, als ich das Jammern und Schreien und Fluchen der Verdammten hörte und die schrecklichen Teufel sah mit den Hörnern und langen Schwänzen. Sie hatten glühende Forken und Zangen in den Händen, womit sie die armen Sünder stachen und kniffen. Andere Teufel brachten fortwährend neue Verdammte heran. Auf einmal erhob sich hinter der dicken Höllenmauer ein gewaltiger Lärm, ein Jubeln und Hurrarufen schallte heraus, und dann setzte eine Musik ein, wie ich sie so schön noch nie gehört hatte. Neugierig schaute ich durch die große Tür und fragte einen Teufel, der lachend und hurrarufend vor mir herumsprang, was denn der gewaltige Jubel da drinnen bedeute?" "Ja", sagte der, "soeben wurde uns ein Küster hereingebracht, und das ist seit 100 jahren nicht mehr passiert und es wird auch in den nächsten 100 Jahren nicht wieder vorkommen, deshalb ist dies für uns ein Freudentag, der gefeiert werden muß!" - "Aber", entgegnete ich, "eben wurde doch ein Vikar eingebracht, und der steht doch viel höher als ein Küster, da habe ich nichts Besonderes gehört." - "Ach was, einen Vikar, den kriegen wir alle Tage", rief der Teufel und sprang weg." Roerens Zuhörer brachen in schallendes Gelächter aus. Roeren war zufrieden: der Vikar hatte sein Fett weg.
Koester Roeren und die Sauberkeit
Nun passierte es einmal, daß der Bischof unverhofft nach Ahlen kam und mit dem Dechant in die Alte Kirche ging. Auf den Bänken lag viel Staub. Roeren wurde herbefohlen. Der Bischof strich mit der Fingerspitze durch den Staub, hob den Staubfinger for Roerens Gesicht und fragte: "Was ist das?" — "Staub, Bischöfliche Gnaden!" war die Antwort. — "Das gehört aber nicht hierhin!" — "Aber sicher, Bischöfliche Gnaden, sonst wären ich und alle Kirchenbesucher ja Lügner." — "Wieso?" — "Ich spiele, und alle singen: Hier liegt vor Deiner Majestät im Staub die Christenheit." Der hohe Herr sagte gar nicht mehr, schaute aber nach oben in die Gewölbebogen, wo er mehrere Spinnennetze entdeckte. "Und was ist das da?" — "Das gehört erst recht in die Kirche." — "Ei, ei, wozu denn?" — "Christus hat zu seinen Aposteln, also auch zu ihren Nachfolgern, und das wollen doch die Bischöfe un Priester sein, gesagt: Von nun an werdet ihr Menschen fangen. Dazu gehören aber Netze!" — Der Bischof drehte sich um und ging; Roeren aber grinste ihm nach und dachte bei sich: "Mi fägst du nich, wenn's auk ut Mönster kümmst!"