Oststr. 22
[1]Das Wohn- und Geschäftshaus wurde 1935/36 auf einer schmalen Fläche an der Ecke zur 1892/95 neu an der als Verbindung vom Osttor zum Nordtor von Ahlen angelegten Gerichtsstraße im Auftrag der Witwe von Johannes Münstermann errichtet. (...). Der errichtete Neubau schloss sich in seiner Gestaltung (...) eng an das 1929/30 auf dem benachbarten Grundstück Oststraße 24 von anderer Seite errichtete Wohn- und Geschäftshaus an. Hierbei wurde innerhalb des Gebäudes eine Überleitung der dreigeschossigen Bebauung entlang der Oststraße auf eine zweigeschossige Bebauung an der Gerichtsstraße vorgenommen. Zu diesem Zweck wurde der Neubau gestalterisch in zwei gegeneinander verschobene Baukörper unterteilt, wodurch an der Straßenecke eine kleine platzartige Ausweitung verblieb. An der Oststraße entstand als gestalterische Fortführung des Gebäudes Oststraße 24 ein dreigeschossiges Gebäude, über dem sich ein zurückgesetztes Geschoß unter pfannengedecktem Zeltdach und vorgelegtem umlaufenden Balkon erhebt und an der Gerichtsstraße ein dreigeschossiger Baukörper unter Vollwalmdach. Die Planung für den Neubau erstellte der Ahlener Architekt Bernhard Steinhoff, wobei die Bauarbeiten das ebenfalls in Ahlen ansässige Baugeschäft Krämer ausführte, mit dem Steinhoff eng verbunden war und das später von ihm ganz übernommen wurde. (...) Die Fassaden wurden mit Klinkersteinen verkleidet (im Bauantrag als “Borker Vormauersteine” bezeichnet) und mit Putzbändern gegliedert (im Erdgeschoß verwendete man scharrierte Kunststeine), das Dach mit „blauen Spelldorfer Hohlziegeln“ eingedeckt. Die Gestaltung der Ansichten folgt ebenso wie bei dem benachbarten Haus zeittypischen Gestaltungsvorstellungen in Formen eines gemäßigten und den regionalen Bautraditionen verpflichteten Expressionismus: Die Flächen sind durch die sauber verfugten Klinker und durch eine straffe Gliederung aus geputzten scharfkantigen Bändern strukturiert, die die durchlaufenden Fensterbänder zu scharf abgesetzten geschlossenen Feldern rahmen; das Dach wird mit einem weit vorstehenden Gesims abgesetzt. Während das Erdgeschoß für Ladengeschäfte mit flexibler Aufteilung vorgesehen wurde (...), schuf man in den drei Obergeschossen jeweils eine großzügige Etagenwohnung mit Küche, Bad und vier Zimmern (...). Zur Erschließung entstand ein Treppenhaus in der nordwestlichen Hausecke, das von der rückwärtigen Front über die Gerichtsstraße zugänglich ist.
Begründung
Das Haus ist in seinen wesentlichen Strukturen und seiner inneren Ausstattung bis heute erhalten geblieben (nur die Geschäftsräume im Erdgeschoß wurden einschließlich der Schaufenster innerhalb der bestehenden Konstruktion mehrmals umgestaltet). Bei den Ausstattungsdetails ist insbesondere hinzuweisen auf das hölzerne gegenläufige Treppenhaus mit den verglasten zweiflügeligen Etagentüren und der Kunstverglasung, der das Treppenhaus belichtenden Fenster, ferner der Hauszugang mit Vordach, Türblatt, Klingelanlage und Briefkästen sowie geschmiedeten Gittern. Das Haus ist – mit Ausnahme des Ausbaus des Geschäftsbereiches bedeutend für die Geschichte des Menschen in Ahlen. Für die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes liegen wissenschaftliche – hier architekturgeschichtliche – sowie städtebauliche Gründe vor.
Quellen
<references>
- ↑ Jahresbericht 2013 zur Stadtbild- und Denkmalpflege