Oststr. 24
[1]Das Wohn- und Geschäftshaus entstand 1929/30. Bei einer als Um- und Erweiterungsbau beantragten Baumaßnahme wurde das bestehende bislang zweigeschossige Haus aus der Zeit um 1870 für den Maler- und Glasermeister Wilhelm Hufnagel (...) vollständig erneuert, (...). Das Bauprojekt wurde nach Plänen des für viele Bauten in Ahlen zwischen den beiden Weltkriegen verantwortlichen Architekten Heinrich Schröder (1899 - 1962) ausgeführt (...). Es wurde ein dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus unter einem teilweise ausgebauten Mansarddach errichtet, das einen rückwärtigen Anbau mit Treppenhaus für die Etagenwohnungen erhielt. Das Gebäude schließt damit in seiner Größe und Struktur an die großformatigen Wohn- und Geschäftshäuser an, die seit dem frühen 20. Jahrhundert in der westlich anschließenden Zone der Oststraße errichtet wurden und Zeugnis des wirtschaftlichen Aufschwungs von Ahlen in Folge der Anlage des Bergwerkes sind. Während das Erdgeschoss in eine durchgehende Schaufensterfront für das Ladengeschäft des Bauherren aufgelöst wurde, erhielt die darüber befindliche Fassade des Neubaus eine zeittypische Gestaltung in Formen eines gemäßigten und der regionalen Bautradition verpflichteten Expressionismus, wobei die Flächen mit Klinker in verschiedenen Setzungen versehen wurden und die Front eine straffe und akzentreiche Gliederung aus geputzten Bändern erhielt (...) In den beiden Obergeschossen wurden jeweils großzügige Wohnungen um eine zentrale Diele untergebracht, die über das ausgesprochen großzügige Treppenhaus im rückwärtigen Anbau erschlossen sind. Dieses hat einen offen gewendelten Treppenlauf und wird durch ein hohes Glasfenster in der Westwand belichtet, das eine durch den Hausherren erstellte Kunstverglasung mit Malereien (zur Geschichte der Firma) in expressionistischen Formen als „Markenzeichen“ seiner Firma erhielt (...). Auch die übrige bauzeitliche Ausstattung des Hauses ist in den wesentlichen Elementen erhalten (das Ladengeschäft ist innerhalb der alten Strukturen heute aufgeteilt und die Schaufenster wurden 1951 umgebaut): Das Treppenhaus erhielt einen Bodenbelag aus schwarzen und weißen Fließen. Die verglasten Etagentüren und die teilweise ebenfalls mit Sprossen in expressionistischer Anordnung verglasten Zimmertüren sind vollständig erhalten.
Begründung
Das Gebäude ist in seiner anspruchsvollen und in überdurchschnittlicher Weise überlieferten äußeren und inneren Gestaltung ein anschauliches Zeugnis für die kurze Phase wirtschaftlichen Aufschwungs, die in den späten 20er Jahren aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriege zu beobachten ist. Hierbei schloss man sich in den wesentlichen Strukturen an die Zeit vor 1918 an, wählte aber in selbstbewusster Weise „moderne“ Formen der Gestaltung. Vor diesem Hintergrund ist das Haus in seiner äußeren und inneren Struktur (mit Ausnahme des Ladengeschäftes) als denkmalwert zu bezeichnen. Es ist bedeutend für die Geschichte des Menschen in der Stadt Ahlen und die Entwicklung der dortigen Arbeits- und Produktionsverhältnisse (als Wohn- und Geschäftshaus eines Handwerkers). Für die Erhaltung und Nutzung des Hauses liegen wissenschaftliche und künstlerische Gründe vor.
Quellen
<references>
- ↑ Jahresbericht 2013 zur Stadtbild- und Denkmalpflege