Vorhelmer Weg 17

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Vorhelmer Weg 17
51.773297.89893
Anschrift Vorhelmer Weg 17
Baujahr 1930 / 31
Architekt Emil Lünne
Heutige Nutzung Wohnhaus


Baugeschichte

[1]Das Einfamilienhaus wurde 1930/31 für den städtischen Verwaltungsdirektor Voss nach Plänen des Stadtbaumeisters Emil Lünne errichtet. Die Ausführung leitete der Architekt H. Schröder als Inhaber der Baufirma Schröder; die Betondecken wurden durch die Firma B. Plassmann / Diestedde gefertigt. Das Haus wurde im Unterschied zu der übrigen Bebauung entlang der Straße zurückliegend von der Bauflucht errichtet, wobei es mit seinem Vorplatz symmetrisch von den beiden kurz zuvor im Jahre 1928 errichteten anschließenden Häusern Vorhelmer Weg 15 und 19 gerahmt wird (die bauzeitliche Gestaltung dieser Freifläche ist nicht mehr erhalten).

Das Wohnhaus wurde als ein zweigeschossiger und freistehender Putzbau über hohem Kellersockel errichtet. Der nahezu quadratische Baukörper erhielt ein Vollwalmdach, als dessen Abschluss ein Schornsteinkopf dient.

Die Gliederung der Ansichten erfolgt in zurückhaltenden Details durch ein in den Formen stark reduziertes Traufgesims unter dem weit vortretenden Dachfuß und einer achsial auf der vorderen Dachfläche aufgesetzten Schleppgaupe.

Die Fenster im Obergeschoss der Vorderfront sind alle im gleichen Format und gleichem Abstand gehalten und werden durch ein umlaufendes Putzband zusammengefasst. Als besonderer Blickfang ist der Vorderfront ein weit vorgreifender Balkon mit geschwungenem Grundriss und geschlossener Brüstung vorgelagert. Unter dem Balkon befindet sich links ein halbrunder, weitgehend verglaster Erkervorbau des Wohnzimmers und der Vorplatz vor der rechts gelegenen Haustür. Ehemals war dieser Vorplatz umgeben von einer mehrstufigen Vortreppe.

Das Innere des Gebäudes wird von einer tragenden Längswand bestimmt und zeichnet sich durch einen durchdachten Grundriss (mit Balkonen vor drei der Privatzimmer) und eine handwerklich sauber durchgearbeitete Innenausstattung aus (etwa die glatt gehaltenen Türblätter mit Wurzelholzfunier und dem Treppengeländer in expressionistischen Formen).

Die Erschließung befindet sich im rechten Gebäudeteil. Über einen Windfang (hiervon seitlich eine Gästetoilette abgetrennt) gelangt man von einer weiten zentralen Diele in der rechten Haushälfte zur offen eingestellten Treppe zum Obergeschoss. Der vordere Bereich der Diele ist als offene Sitznische gestaltet. Diese Sitznische mit der Diele und dem Windfang ist mit einer angedeuteten Balkendecke als Betonkonstruktion versehen. Hiermit sollte - ebenso wie mit der weiteren Ausstattung (Wandkamin) und der Holzverkleidung in der Nische - der Charakter des Wohnhauses als „Landhaus“ unterstrichen werden. Hinter der Diele befindet sich eine Küche, von der eine Spülküche durch eingestellte Schränke abgetrennt ist (von der Küche aus Zugang zum Keller mit Wirtschaftsräumen und einer Zentralheizung unter der Küche). Der Küche ist an der nördlichen Gartenfront eine geräumige Terrasse vorgelegt. Der linke Gebäudeteil ist im Erdgeschoss als weitläufiger Wohnbereich gestaltet, wobei die durchgehende Abfolge von Herrenzimmer vorn (mit dem runden Erker), Esszimmer und Wohnzimmer jeweils nur durch einen offenen, mit poliertem Holz ausgekleideten Bogen in der Trennung angedeutet sind. Hierbei ist das rückwärtige Wohnzimmer als Erker ebenfalls aus der Front vorspringend gestaltet(darüber ein Balkon).

Im Obergeschoss befinden sich links ein Schlafzimmer und ein weiteres Wohnzimmer und rechts nach vorne ein Schlaf- und Badezimmer sowie nach hinten ein Fremdenzimmer. Beide Schlafzimmer erhielten einen Ausgang auf den weitläufigen, dem Haus vorgelagerten Balkon. Im vorderen Bereich des Dachbodens befinden sich zwei Mädchenzimmer und nach hinten ein Trockenboden. (...)

Ab 1969 wurde das Haus wieder als Einfamilienhaus der Familie Voss genutzt und eine getrennte Erschließung des Obergeschosses wieder beseitigt. Es kam zu Modernisierungen des Wohnbereiches im Erdgeschoß, die allerdings keine größeren Eingriffe in den historischen Bestand erforderten. (...)

Begründung

Die seit der Errichtung vorgenommenen Veränderungen an und in dem Haus haben den Charakter des Gebäudes nicht wesentlich verändert; sie sind zudem zumeist als zeittypischer Ausdruck der sich schon wenige Jahre nach der Errichtung vollziehenden tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen zu verstehen.

Entsprechend der herausgehobenen Stellung des Bauherren handelt es sich bei dem Bauprojekt um ein in Gestalt und Anspruch der Innenausstattung überdurchschnittliches Beispiel des Wohnhausbaus der Zwischenkriegszeit. Das Haus ist daher bedeutend für die Geschichte des Menschen, hier der Stadt Ahlen.

Für die Erhaltung und Nutzung des Hauses liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. Als wissenschaftliche Gründe sind anzuführen, dass der Entwurf des Hauses in überdurchschnittlichem Maße zeitgenössischen Vorstellungen zu einer modernen Gestaltung folgt, aber dennoch versucht wird, den Charakter des Gebäudes in allgemeingültige, eher konservative Geschmacksentwicklungen einzupassen. Hier wird eine ambivalente Haltung der bürgerlichen Schichten deutlich, wie sie charakteristisch war und wesentlich prägender als die „reine“ Stilentwicklung ist. Das Haus ist hierfür ein gut überliefertes und anspruchsvolles Beispiel.

Städtebauliche Gründe liegen vor, weil es zum Mittelpunkt einer bemerkenswerten Gruppe von privat in den Jahren 1928-1931 errichteten anspruchsvollen Wohnhäusern (Vorhelmer Weg 15, 17 und 19) wurde.

Quellen

<references>

  1. Jahresbericht 2009 zur Stadtbild- und Denkmalpflege