Posthalterey
Posthalterey | |
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51.765577.89309 Koordinaten: 51° 45′ 56″ N, 7° 53′ 35″ O
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Anschrift | Nordstraße 41 |
PLZ | 59227 |
Telefon | 02382 / 3212 |
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Die Posthalterei in Ahlen ist ein historisches Gebäude, das um 1780 als Brauerei mit angeschlossener Gaststätte erbaut wurde. Über die Bauphase liegen keine Unterlagen vor, da Bauakten erst ab etwa 1900 geführt wurden. Die heute als „Posthalterei“ bekannte Gaststätte hat im Laufe ihrer Geschichte mehrere Namen getragen, unter anderem „Deutsches Haus“ in den 1920er Jahren.
Lage und Straßennamen
Das Gebäude liegt an der Ecke Nordstraße/Rosenstraße. Die Rosenstraße trug bis Februar 1938 die Namen „Sackstraße“ bzw. „Im Sack“. Die Nordstraße wurde während der NS-Zeit (Februar 1938 bis Kriegsende) in „Vom-Stein-Straße“ umbenannt.
Geschichte der Posthalterei
Die Gaststätte erinnert an die Ahlener Posthalterei, die zwischen 1858 und 1888 an diesem Standort bestand. Zu dieser Zeit war der Personenverkehr stark auf die Postkutschen angewiesen. Die wichtigste Verbindung führte täglich von Ahlen nach Warendorf.
1876 musste der damalige Posthalter Rolf den Betrieb kurzzeitig einstellen, da seine Pferde von der Rotzkrankheit betroffen waren, was zur Tötung von zwei Tieren führte. Während dieser Zeit übernahmen Holtermann auf der Weststraße und Dettmer auf der Nordstraße die Postfuhren. Nach der Genesung seiner Pferde schloss Rolf am 14. April 1877 einen neuen Vertrag mit der Postverwaltung und erhielt monatlich etwa 527 Mark für die Fahrten.
Die Postkutsche fuhr täglich um 14:30 Uhr von Ahlen ab und erreichte nach 2 Stunden und 45 Minuten Warendorf. Der Fahrpreis für die Strecke betrug 2,50 Mark. Die Verbindung war jedoch beschwerlich, da die Straße zwischen Ahlen und Warendorf in einem schlechten Zustand war und von Kohlenfuhrwerken stark beansprucht wurde.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecken Münster-Warendorf (10. Februar 1887) und Warendorf-Rheda (Herbst 1887) ging die Bedeutung der Postkutschen zurück. Der Betrieb wurde zum 1. Januar 1888 eingestellt, was das Ende der romantischen Ära der Postkutschen in Ahlen markierte.
Nachwirkungen der Einstellung
Nach der Einstellung des Postkutschenbetriebs verpflichtete sich der Fuhrunternehmer Köching aus Tönnishäuschen, ein Privatpersonenfuhrwerk zu unterhalten, das auch Postsachen beförderte. Trotz einer jährlichen Vergütung von zunächst 960 und später 1200 Mark musste Köching den Betrieb am 6. August 1894 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten einstellen. Damit gab es für längere Zeit keine direkte Verkehrsverbindung mehr zwischen Ahlen und Warendorf.
Bedeutung heute
Die „Posthalterei“ erinnert bis heute an die wichtige Rolle des Gebäudes in der Geschichte des Post- und Personenverkehrs in Ahlen. Trotz der baulichen und infrastrukturellen Veränderungen bleibt das Haus ein Zeugnis der lokalen Geschichte und ein markanter Punkt im Stadtbild.
Fotos
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Posthalterey
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Radierung von Paul Heinz Briest
Quellen
1. Postgeschichtsblätter für den Bezirk der Oberpostdirektion Münster (West.) , 13. Jahrgang , 1967, Nummer 2. 225 Jahre Postdienst - 100 Jahre Fernmeldedienst. Zur Geschichte des Boten- und Postwesens in der Stadt Ahlen in Westfalen 2. Heimat-Blätter der Glocke, Juli 1924 3. Heimatbuch der Stadt Ahlen, 1919 4. Een Bellerbook van dat aolle Aohlen von Jans Wiese 5. Erinnerungen von Julius Abeler (unveröffentlicht)