Eisenbahn

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Anfänge und Ausbau der Eisenbahn

Die Eisenbahngeschichte in Ahlen begann in den 1840er Jahren. Die erste eingleisige Strecke führte zunächst an dem kleinen Landstädtchen Ahlen vorbei. Am 9. März 1844 wurde der Streckenabschnitt Hamm-Bielefeld der Köln-Mindener Eisenbahn, der zunächst eine andere Route durch das Lippetal nehmen sollte, endgültig durch die Orte Ahlen, Oelde, Rheda und Gütersloh festgelegt.

„Als ... hierselbst die Nachricht eintraf, daß Seine Majestät der König geruht haben, sich für die Richtung der Cöln-Mindener Eisenbahn über unsere Stadt zu entschließen, wurde die ganze Bürgerschaft in die freudigste Stimmung versetzt“, berichteten Magistrat und Stadtverordnete von Ahlen. Bereits im Jahr 1846 erhielt Ahlen mit dem Bau des ersten Bahnhofs Anschluss an das wachsende deutsche Eisenbahnnetz. Dieser Anschluss förderte die wirtschaftliche Entwicklung der Region erheblich, indem er die Grundlage für einen schnellen Rohstoff- und Warenverkehr schuf.

Industrialisierung und wirtschaftlicher Aufschwung

Der Bahnhof Ahlen ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1847 ein bedeutendes Verkehrszentrum für die Stadt Ahlen und die umliegende Region Westfalen. Mit der Inbetriebnahme am 15. Oktober 1847 unter dem Namen „Ahlen“ diente er von Anfang an sowohl dem Personen- als auch dem Güterverkehr. Die Eröffnung dieses Bahnhofs markierte einen wichtigen Meilenstein in der verkehrstechnischen und industriellen Entwicklung der Region.

Ein wirtschaftlicher Rückschlag ereilte die Region in den 1880er Jahren durch den Niedergang der Strontianitindustrie, was zu einem vorübergehenden Rückgang des Bahnverkehrs führte. Der erneute wirtschaftliche Aufschwung kam mit der Ausweitung der Emailleindustrie und der Inbetriebnahme der Schächte I und II der Gewerkschaft Westfalen. Der steigende Versand von Kohle führte zu einem erheblichen Anstieg des Wagenladungsverkehrs in Ahlen. Mit der Eisenbahn konnte die Stadt ihren industriellen Aufschwung fortsetzen und sich als ein wichtiger Standort für Produktion und Handel etablieren.

Im Jahr 1907 wurde der Bahnhof in „Ahlen i. Westf“ umbenannt, was die wachsende Bedeutung der Stadt und der Region im Zuge der Industrialisierung widerspiegelte. Nur vier Jahre später, am 1. Juli 1911, erhielt der Bahnhof schließlich seinen bis heute bestehenden Namen „Ahlen (Westf)“. Die Entwicklung des Bahnhofs war dabei stets eng mit der wachsenden Nachfrage nach Transportdienstleistungen und dem Ausbau des Eisenbahnnetzes verknüpft.

1916 wurde das alte Bahnhofsgebäude im Zuge des viergleisigen Ausbaus, und der Höherlegung der Trasse, abgerissen und durch einen Neubau, weiter westlich, ersetzt. Diese Maßnahmen waren Teil größerer infrastruktureller Anpassungen, die den wachsenden Verkehrsmengen Rechnung trugen. Der Güterbahnhof wurde weit aus der Stadt hinaus in die östliche Feldmark verlegt.

Die Deutsche Bundesbahn kündigte für 1966/67 die Elektrifizierung des Streckenabschnittes Hamm-Bielefeld der Bahnlinie Köln-Ruhrgebiet-Hannover an. Diese Maßnahme versprach nicht nur einen schnelleren Transport, sondern auch eine erhebliche Verbesserung der Reisebedingungen für die zahlreichen Pendler. Zudem wurde in Ahlen in den 1970er Jahren ein neues Drucktasten-Stellwerk (Dr-Stellwerk) in Betrieb genommen, das die Stilllegung der vier herkömmlichen Stellwerke ermöglichte. Diese Modernisierung erhöhte die Leistungsfähigkeit und Sicherheit des Bahnbetriebs erheblich.

In Ahlen wurde auf der angrenzenden Versuchsstrecke Gütersloh-Neubeckum seit den 1960er Jahren an der "Bahn der Zukunft" gearbeitet. Auf dieser Strecke wurden mögliche Geschwindigkeiten erprobt und künftige Wagentypen getestet. Die damalige Spitzengeschwindigkeit lag bei 252,9 km/h – ein Wert, der bald als normal für den deutschen Reisezugverkehr galt. So absolvierte auch der Intercity Experimental (heute Intercity Express, kurz ICE) 1985 seine ersten Schnellfahrten mit bis zu 325 km/h auf der Strecke.

Bis Mitte der 1970er Jahre entwickelte sich der Bahnhof Ahlen zu einem wichtigen Umschlagplatz für den Personen- und Güterverkehr. Der Bahnhofsbereich erstreckte sich über 18.749 Meter Gleislänge bei einer Gesamtlänge von 3.742 Metern. Täglich wurden über 260 Zugfahrten und zahlreiche Rangierbewegungen durchgeführt, unterstützt von vier Stellwerken.

Ein bedeutender Schritt in der Modernisierung des Bahnhofs erfolgte im Jahr 1974 mit der Errichtung eines neuen Siemens-Spurplanstellwerks der Bauart SpDr560, das die bisherigen vier Stellwerke ersetzte. Diese Modernisierung ermöglichte eine effizientere Steuerung des Zugverkehrs und trug zur weiteren Leistungssteigerung des Bahnhofs bei.

Im Laufe der Jahre kam es zu weiteren organisatorischen Veränderungen. So wurde der Bahnhof Ahlen (Westf) am 28. Mai 1978 dem Bahnhof Neubeckum unterstellt, was die administrative und betriebliche Struktur der Region beeinflusste.

Ein wichtiger Einschnitt für den Güterverkehr erfolgte am 1. August 2001, als die Güterverkehrsstelle des Bergwerks Westfalen („RAG“) geschlossen wurde. Dies führte zu einem Rückgang der transportierten Güter über den Bahnhof Ahlen.

Im Jahr 2006 kam es zu einer weiteren Veränderung im Bereich des Personenverkehrs. Die Fahrkartenausgabe wurde am 1. November 2006 geschlossen und durch eine DB-Agentur ersetzt.

Die Schließung des Güterbahnhofs am 31. Juli 2014 schien zunächst das Ende des Güterverkehrs am Bahnhof Ahlen zu besiegeln, doch am 1. Juli 2019 wurde der Güterbahnhof wieder eröffnet. Diese Wiedereröffnung markierte einen wichtigen Schritt in der Reaktivierung des Güterverkehrs und stärkte die wirtschaftliche Bedeutung des Bahnhofs. Durch die neue Bahnverbindung in das Gewerbegebiet werden jährlich rund 6.000 Lkw-Fahrten eingespart.

Auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs wurden der Umwelthof angesiedelt und der moderne Baubetriebshof gebaut.


Chronologie:

  • 15.10.1847 – Der Bahnhof wird unter dem Namen „Ahlen“ für den Personen- und Güterverkehr eröffnet.
  • 01.06.1907 – Der Bahnhof wird in „Ahlen i. Westf“ umbenannt.
  • 01.07.1911 – Nun trägt der Bahnhof den Namen „Ahlen (Westf)“.
  • 1916 – Abriss des Bahnhofsgebäudes im Zusammenhang mit dem viergleisigen Ausbau, Errichtung eines Neubaus.
  • 31.05.1971 – Die Bahnmeisterei wird aufgelöst.
  • 1974 – Ein neues Siemens-Spurplanstellwerk der Bauart SpDr560 ersetzt die bisherigen vier Stellwerke.
  • 28.05.1978 – Ahlen (Westf) wird dem Bahnhof Neubeckum unterstellt.
  • 01.08.2001 – Die Güterverkehrsstelle „RAG“ (Bergwerk Westfalen) wird geschlossen.
  • 01.11.2006 – Die Fahrkartenausgabe wird geschlossen und durch eine DB-Agentur ersetzt.
  • 31.07.2014 – Es erfolgt die Schließung des Güterbahnhofs.
  • 01.07.2019 – Der Güterbahnhof wird wiedereröffnet.

Besonderheiten

Überwerfungsbauwerk

Das Überwerfungsbauwerk am Morgenbruch ermöglicht es, den Güterverkehr von der linken (nordwestlichen) auf die rechte Seite (südöstliche) zu verlegen, wenn man aus Richtung Hamm kommt. Dabei wird die Güterstrecke unter der Personenstrecke hindurchgeführt.

Stellwerke

Im Ahlener Stadtgebiet gab es mehrere Stellwerke:

Richterbach (Bk)

Dieses Stellwerk befand sich bei Kilometer 167,7. Es wurde am 8. Dezember 1974 stillgelegt und später abgerissen.

Werse (Apw)

Lag bei Kilometer 165,55 am Schnittpunkt mit der Werse auf der westlichen Seite. Es wurde am 8. Dezember 1974 stillgelegt und inzwischen abgerissen.

Bahnhof (Aa)

Ein ADr S-Stellwerk, das sich bei Kilometer 165 befand. Es wurde mittlerweile abgerissen.

Oststraße (Apf)

Das Stellwerk an der Oststraße in Ahlen wurde in den Jahren 1915/1916 errichtet. Es befand sich nahe der Bahnunterführung an der Oststraße und diente der Kontrolle von Personen- und Güterzügen. Nach rund 60 Jahren wurde es jedoch mit der Inbetriebnahme eines neuen Stellwerks am Ostberg überflüssig und am 8. Dezember 1974 stillgelegt. Vor dem Abriss wurde das Gebäude gründlich entkernt. Signalmeister aus Oberhausen demontierten die mechanischen Signal- und Weichenanlagen, die auf Nebenstrecken weiterverwendet werden sollten. Trotz der umfassenden Demontage zeigte das Stellwerk am Ende einen trostlosen Anblick, bis schließlich der Abbruch erfolgte. Auf Straßenebene befand sich im Gebäude ein Friseursalon.

Ostberg (Agf / Agw)

Die Stellwerke Agf und Agw lagen beide bei Kilometer 164 auf der östlichen Seite. Sie wurden bis 1974 betrieben und später abgerissen, nachdem sie durch das Stellwerk Af ersetzt wurden.

Ostberg (Af)

Das Spurplan-Drucktasten-Stellwerk (SpDrS60) bei Kilometer 163,7 wurde 1974 errichtet und ist bis heute in Betrieb.

Gallerie


Quellen

  • Historische Aufzeichnungen und Berichte zur Eisenbahngeschichte Ahlens
  • Ahlener Monatsschau (Stand 1975)
  • Artikel "AHLEN und die Köln-Mindener Eisenbahn" von Alois Mayr-Münster, Ahlener Monatsschau, Mai 1965