Franz Richter KG

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Franz Richter KG


Franz Richter KG war ein bedeutendes Unternehmen in Ahlen, das sich auf den Bau von Fahrzeugen und Transportgeräten spezialisierte. Die Firma war über mehrere Generationen hinweg in Familienbesitz und spielte eine wichtige Rolle in der industriellen Entwicklung der Region.

Gründung und frühe Jahre

Das Unternehmen wurde in den späten 1800er Jahren gegründet und wuchs rasch zu einem angesehenen Betrieb heran. Nach dem Tod von Gustav Richter im Jahr 1898 führten seine Frau und seine Söhne zusammen mit Gustav Reichel den Betrieb weiter. Im Jahr 1906 übernahmen schließlich die Söhne die Leitung des Unternehmens. 1912 wurde an der Ecke Wilhelmstraße/Südenmauer ein Neubau errichtet, in dem der umfangreiche Betrieb untergebracht wurde.

Umstellung auf den Transportgerätebau

Mit der zunehmenden Motorisierung änderte sich der Fokus der Produktion. Die Wagen, die ursprünglich von den Gebrüdern Richter hergestellt wurden, fanden als Klasseerzeugnisse Anerkennung weit über Westfalen hinaus. Nach dem Tod seiner Brüder Josef (1931) und Peter (1940) übernahm Franz Richter die Firma vollständig. Unter seiner Führung erfuhr der Betrieb eine wesentliche Umstellung und passte sich den modernen Anforderungen an, indem er 1936 die Produktion vom traditionellen Wagenbau auf den Bau von Transportgeräten umstellte.

Schon in den Jahren 1932/33 wurden die ersten Kleinbehälter für die damalige Reichsbahn gefertigt. Bis 1950 stellte das Unternehmen über 5000 solcher Behälter her.

Weitere Entwicklung unter Franz Richter

Franz Richter, der auch als markante Persönlichkeit im öffentlichen Leben Ahlens bekannt war, führte den Betrieb nach dem Tod seiner Brüder allein weiter. Unter seiner Leitung wuchs das Unternehmen stetig. Von den zehn Betriebsangehörigen, mit denen der Betrieb 1875 begann, stieg die Mitarbeiterzahl bis zu seinem Tod im Jahr 1957 auf 45 an.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte sich Franz Richter stark im Sport. Er war 1905 Mitbegründer des Spiel- und Sportvereins Ahlen und spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung des Tennisclubs „Blauweiß“. Auch bei der Zusammenführung der beiden führenden Fußballvereine SSA und BWA 1945/46 war er maßgeblich beteiligt. Die Sportplatzanlage am Theresienhof ist ebenfalls seiner Mitwirkung zu verdanken. Franz Richter verstarb im Oktober 1957, und mit ihm verlor Ahlen eine weitvorausschauende Unternehmerpersönlichkeit.

Nachkriegszeit und Expansion unter Egon Richter

Nach dem Tod von Franz Richter im Jahr 1957 übernahm sein Sohn Egon Richter die Leitung des Unternehmens. Egon Richter, der bereits 1938 in die Firma eingetreten war, widmete dem Betrieb seine ganze Kraft. Unter seiner Führung wurde die Produktion weiter ausgeweitet. Neben den weiterhin produzierten Behältern begann das Unternehmen mit dem Bau von Apparaten für die chemische Industrie.

Die Firma Franz Richter KG, vormals Richter & Reichel, entwickelte sich zu einem international bekannten Unternehmen. Ihre Produkte – Wagen, Behälter und Apparate – wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch in Länder wie Skandinavien, Italien, Österreich, die Schweiz, Luxemburg, Holland und England exportiert.

Bedeutung für Ahlen und Ausblick

Das Unternehmen Franz Richter KG war eng mit der industriellen Entwicklung der Stadt Ahlen verbunden. Trotz der Herausforderungen durch zwei Weltkriege, Inflationen und Wirtschaftskrisen konnte sich das Unternehmen behaupten und stand kurz vor seinem hundertjährigen Jubiläum. Die Firma war stolz auf ihre erfolgreiche Entwicklung aus eigener Kraft und Leistung.

Spätere Entwicklungen und Löschung

Am 18. Oktober 2004 wurde die Franz Richter KG als "Fahrzeugfabrik Franz Richter, GmbH & Co. KG" im Handelsregister eingetragen. Die Richter Beteiligungs- und Verwaltungs-Gesellschaft mbH wurde als persönlich haftende Gesellschafterin benannt, während eine Person als Kommanditist eingetragen wurde.

Das Unternehmen durchlief in den folgenden Jahren wirtschaftlich schwierige Zeiten. Am 12. November 2008 wurde das Insolvenzverfahren durch das Amtsgericht Münster (Az. 78 IN 35/01) aufgehoben. Dennoch führte dies letztlich zur Auflösung des Unternehmens. Am 9. Juli 2009 wurde eine Löschungsankündigung im Handelsregister eingetragen.

Am 5. Januar 2011 wurde die Franz Richter KG gemäß § 394 Absatz 1 FamFG wegen Vermögenslosigkeit von Amts wegen gelöscht. Die endgültige Löschung des Unternehmens erfolgte am 26. Januar 2011.

Quellen

  • Bericht aus 1969 in der Ahlener Monatsschau
  • Handelsregistereinträge 2004–2011