Hermann Schwarte GmbH
Die Hermann Schwarte GmbH war ein bedeutendes Industrieunternehmen in Ahlen, das sich auf die Herstellung von Stahlradiatoren und Gasheizöfen spezialisierte. Das Unternehmen wurde 1935 von Hermann Schwarte gegründet und wuchs aus handwerklichen Wurzeln zu einem wichtigen Akteur in der Heizungsbranche.
Geschichte
Ursprünge und Gründung (1935)
Das Unternehmen entstand aus der Handwerkstradition von Hermann Schwarte, der seine Leidenschaft für edlen Stahl und Gasheiztechnik entdeckte. Die VULKAN Ahlener Stahlradiatorenfabrik wurde 1935 gegründet und markierte den Übergang von handwerklicher zu industrieller Fertigung. Die ersten Produkte, Stahlradiatoren und Gasheizöfen, wurden zu dieser Zeit noch skeptisch betrachtet, doch sie sollten sich als bahnbrechend erweisen.
Der Erfolg der Firma wurde durch die technologische Innovation und den Unternehmergeist von Hermann Schwarte gefördert. Insbesondere die Entscheidung, auf Stahl als Material für Radiatoren und Gasöfen zu setzen, erwies sich als zukunftsweisend. Damals standen die Produkte jedoch noch vor erheblichen Marktwiderständen.
Produktionsfortschritte und Herausforderungen
Bis zum Zweiten Weltkrieg konnte die Firma ihre Produktionskapazitäten erheblich ausbauen. Stahlradiatoren und Gasöfen, die zuvor als Neuheiten galten, wurden zunehmend zur Norm. Trotz dieser Erfolge blieb das Unternehmen nicht von Schwierigkeiten verschont. Die Kriegsjahre führten zu Einschränkungen in der Produktion, doch der Betrieb konnte weitgehend aufrechterhalten werden.
Werkskatastrophe von 1948
Am 13. Juli 1948 ereignete sich ein schweres Explosionsunglück im Werk, bei dem sieben Mitarbeiter ums Leben kamen: Heinrich Bories, Hans-Josef Kempen, Wilhelm Schmidt, Hans Paradowski, Ferdinand Müller, Gerhard Gieske und Alex Bockel. Die Tragödie erschütterte das Unternehmen und die Stadt Ahlen zutiefst. Dennoch erholte sich die Firma schnell, und die überlebenden Mitarbeiter kehrten nach ihrer Genesung an ihren Arbeitsplatz zurück. Die starke Unternehmenskultur half dabei, diese Krise zu überwinden, und stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Belegschaft.
Wiederaufbau und Expansion (1950er Jahre)
In den frühen 1950er Jahren expandierte die Hermann Schwarte GmbH und führte neue Produkte ein. Im Jahr 1952 nahm die Firma die Produktion von VULKAN-Kaminen und den revolutionären Außenwandgasöfen auf, die ohne Schornstein auskamen und durch die Wand "atmeten". Damit gehörte das Unternehmen zu den ersten Herstellern in Deutschland, die solche modernen Ofentypen anboten. Diese Innovationen trugen entscheidend zum Erfolg des Unternehmens bei und machten die VULKAN-Produkte in der gesamten Bundesrepublik bekannt.
Boom durch den Wohnungsneubau (1960er Jahre)
Die 1960er Jahre brachten für das Unternehmen einen enormen Aufschwung. Der Wiederaufbau und der Wohnungsneubau in der Bundesrepublik sorgten für eine hohe Nachfrage nach Heizungen. Es wurde geschätzt, dass etwa 10 % der jährlich neu gebauten Wohnungen mit VULKAN-Heizungen ausgestattet waren. Dieser Erfolg ermöglichte es der Hermann Schwarte GmbH, ihre Produktionskapazitäten weiter auszubauen und moderne Zentralbetriebe zu planen, die die bis dahin verstreuten Fertigungsstätten zusammenführen sollten.
Betriebssiedlung und soziale Verantwortung
Ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur bei der Hermann Schwarte GmbH war die soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. Das Unternehmen errichtete eine eigene Betriebssiedlung mit 72 Wohnungen, die in landschaftlich schöner Umgebung am Stadtrand von Ahlen lag. Diese Siedlung bot den Mitarbeitern nicht nur Wohnraum, sondern auch eine stabile und sichere Umgebung, die zur Förderung der Belegschaft beitrug. Dies war ein Ausdruck der engen Bindung zwischen Unternehmen und Mitarbeitern und ein Zeichen für die menschliche und soziale Verpflichtung, die das Unternehmen gegenüber seiner Belegschaft verspürte.
Ende des Unternehmens und Erbe
Das durch den damaligen Geschäftsführer Dipl. Ing. Michael Schwarte angestrebte Vergleichsverfahren zur Abwendung des Konkurses wurde am 20. Ferbruar 1975 abgelehnt und ein Aschlußkonkursverfahren eröffnet. Als Konkursverwalter wurde Rechtsanwalt Zirpins bestellt.
Trotz ihres Endes bleibt das Vermächtnis der Firma in Ahlen und darüber hinaus präsent. Unter anderem die Wohnsiedlung existiert weiterhin rund um den Karl-Wagenfeld-Platz, im Westen der Stadt.
Galerie
Einzelnachweise
- „Tradition und Fortschritt der Firma Hermann Schwarte“, Artikel von 1964.