Mariengarten
| Mariengarten | |
|---|---|
| Stadtteil | Innenstadt |
| PLZ | 59227 |
| Typ | Platzanlage |
| Baujahr | 1988–1989 |
| Einweihung | 29. April 1989 |
| Gestaltung / Architekt | Heiner Wortmann |
| Aktuelle Nutzung | Ruhebereich, Außengastronomie |
Mariengarten ist eine Platzanlage in der Ahlener Innenstadt zwischen Oststraße und Weststraße. Er wurde 1988/89 im Zuge der Umgestaltung der Fußgängerzone nach Entwürfen des Landschaftsarchitekten Heiner Wortmann geschaffen und bildet bis heute das städtebauliche Bindeglied zwischen der Marienkirche und der zentralen Einkaufszone.
Entstehung
Der Mariengarten entstand als Teil der groß angelegten Neugestaltung der Ahlener Fußgängerzone in den Jahren 1988 und 1989. Ziel war es, einen ruhigen Gegenpol zu den belebten Geschäftsstraßen zu schaffen und zugleich den historischen Bezug zur Marienkirche zu betonen.
Die Gestaltung orientierte sich an den Umrissen eines ehemaligen Gebäudes, das in der Nachkriegszeit abgerissen worden war. Mauern, Sitzstufen und Pflanzzonen gliedern den Platz, der als „grünes Refugium“ inmitten der Innenstadt angelegt wurde.[1]
Gestaltung
Wortmanns Konzept sah den Mariengarten als Ruhe- und Aufenthaltsbereich vor. Die eingefassten Mauern und der zentrale Brunnen vermitteln den Charakter eines abgeschlossenen Innenhofs. Die Platzfläche folgt der historischen Grundstücksstruktur, wodurch der Mariengarten zugleich als architektonische Reminiszenz an die frühere Bebauung gilt.
Zur Ausstattung gehören Natursteinpflaster, Stufenbänke, Staudenbeete und mehrere kleine Bäume. In den Mauern sind Sitznischen und Pflanzinseln integriert. Die Anlage wurde aus Landes- und Städtebaufördermitteln finanziert und gilt als Bestandteil des prämierten Gesamtentwurfs zur Ahlener Fußgängerzone.[2]
Diskussion um Nutzung und Offenheit
Bereits wenige Jahre nach der Eröffnung begann eine anhaltende Diskussion über die Wirkung und Nutzung des Platzes. Aus Sicht vieler Geschäftsleute wirkte der Mariengarten zu stark abgegrenzt und trennte die Sichtachse zwischen Ost- und Nordstraße. 1996 forderte die Ahlener Werbegemeinschaft (awg) eine Öffnung des Platzes, um ihn stärker in das Stadtleben einzubeziehen.[3]
Das Kölner Architekturbüro ABBE schlug in einem Gutachten vor, Teile der Mauern abzubrechen, die Umrisse bodenbündig mit Stahlbändern zu markieren und zusätzliche Sitzgelegenheiten zu schaffen. Wortmann wies diese Pläne in seiner Antwort vom 20. November 1996 entschieden zurück. Er erinnerte daran, dass der Entwurf Ergebnis eines landesweiten Wettbewerbs sei und der Mariengarten bewusst als „Ort der Ruhe“ konzipiert wurde. Zudem verwies er auf die Fördermittelbindung, die eine wesentliche Umgestaltung ausgeschlossen hätte.[4]
Gastronomische Nutzung ab 2005
Im Jahr 2005 wurde der Mariengarten erneut zum Thema öffentlicher Debatten, nachdem Gastronom Peter Peine die Fläche teilweise in die Außenbewirtschaftung seines Cafés an der Oststraße einbezog. Bürgermeister Benedikt Ruhmöller genehmigte die Nutzung auf Probe, um die Anlage aufzuwerten und das Sicherheitsgefühl zu verbessern.[5]
Während die Stadtverwaltung den Schritt als sinnvolle Belebung sah, kritisierten Vertreter des Kunstvereins und Jurist Alfred Thiemann die Maßnahme als „schleichende Privatisierung“ eines öffentlichen Raumes.[6] Auch SPD-Fraktionschef Norbert Bing bemängelte das Verfahren als nicht ratskonform. Wortmann äußerte sich zurückhaltend, zeigte aber Verständnis für eine maßvolle gastronomische Nutzung, sofern der ursprüngliche Charakter der Anlage erhalten bleibe.[7]
Aktuelle Diskussionen (2025)
2025 ist der Mariengarten erneut Gegenstand lebhafter Diskussionen in Ahlen. Die Stadtverwaltung startete eine Online-Beteiligung mit zwei präsentierten Entwürfen (eine grüne und eine architektonische Variante) zur Umgestaltung des Platzes.[8][9] Geplant ist u. a. eine Öffnung zur Fußgängerzone, der Abbau des Brunneninneren (bei Erhalt der Technik) sowie neue Mobilitätselemente wie Bänke und entsiegelte Flächen.[10] Parallel läuft eine Bürgerpetition, und im Rahmen des „Runden Tisch Innenstadt“ werden die Vorschläge beratend weitergeführt.[11][12] Bürgermeister Berger betont die Bedeutung eines offenen Dialogs und plädiert dafür, in Ruhe zu planen statt überstürzt umzusetzen.[13]
Bedeutung
Bis heute gilt der Mariengarten als ein Beispiel dafür, wie sich städtebauliche Gestaltung, Kunst und öffentliche Nutzung über Jahrzehnte hinweg verändern. Er steht zugleich für die Ahlener Stadtentwicklung der 1980er-Jahre, die den historischen Stadtkern betonte und dabei neue Formen des städtischen Lebensraums schuf.
Der Platz wird heute sowohl als Ruhezone wie auch für kleine Veranstaltungen und Außengastronomie durch das Pier 59 genutzt.
Quellen
- ↑ Die Glocke, 30. April 1989: „Rund um den Bau der Fußgängerzone“
- ↑ Westfälische Nachrichten, 23. Mai 1987: „Der Gestaltungswettbewerb Fußgängerzone ist entschieden“
- ↑ SPD-Fraktion Ahlen, Schreiben an Heiner Wortmann, 18. November 1996, mit Anlage des Architekturbüros ABBE, Köln: „Neugestaltung des Mariengartens – Analyse und Bewertung“
- ↑ Heiner Wortmann, Schreiben an die SPD-Fraktion Ahlen, 20. November 1996
- ↑ Ahlener Volkszeitung, 18. Mai 2005: „Kaffee und Kuchen im Mariengarten – Peter Peine tischt im Grünen auf“
- ↑ Werse-Kurier / Westfälischer Anzeiger, 22. Mai 2005: „Schleichende Privatisierung – Kunst trifft Stadt im Ahlener Mariengarten“
- ↑ Werse-Kurier / Westfälischer Anzeiger, 21. Mai 2005: „Bürgermeister handelt am Mariengarten“
- ↑ Radio WAF: „Rege Diskussion um Mariengarten in Ahlen“, 17. März 2025
- ↑ Stadt Ahlen: „Diskussion um den Marienplatz – Stadt startet Online-Beteiligung“, 21. Februar 2025
- ↑ Stadt Ahlen: „Marienplatz soll ein Ort zum Wohlfühlen werden“, 11. Juli 2025
- ↑ Radio WAF: „Mariengarten in der Innenstadt von Ahlen: Petition läuft“, 14. März 2025
- ↑ Radio WAF: „Marienplatz: Thema beim ‚Runden Tisch Innenstadt‘ in Ahlen“, 12. Juli 2025
- ↑ Stadt Ahlen: „Zukunft des Marienplatzes ohne Zeitdruck diskutieren“, 13. März 2025