Paul Rosenbaum
Paul Rosenbaum | |
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Vorname/n | Paul |
Nachname | Rosenbaum |
Geburtsdatum | 13. April 1895 |
Geburtsort | Bardenberg |
Todesdatum | 22. September 1954 |
Todesort | Kohlscheid |
Beruf | Arzt, Heimatforscher, Kommunalpolitiker
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Leben
Kindheit und Jugend
Paul Rosenbaum wurde am 13. April 1895 in Aachen als zweites von fünf Kindern geboren. Seine Eltern, Andreas Rosenbaum und Gertrud, geborene Steinbusch, stammten aus Bardenberg bei Aachen, lebten jedoch in Essen. Sein Vater war Steiger auf der Grube Amalie in Essen. Nach dem Besuch des Realgymnasiums wechselte er zur Krupp-Oberrealschule, die er mit dem Abitur abschloss.
1914 wollte Rosenbaum ein Studium der Kunst und Literatur beginnen, wurde jedoch im Oktober zum Militär eingezogen. Während des Ersten Weltkriegs kämpfte er an verschiedenen Fronten, darunter Flandern und Verdun. Er wurde fünfmal verwundet und überlebte einen Bauchschuss sowie Giftgasangriffe. Für seine Verdienste erhielt er mehrere militärische Auszeichnungen. Nach Kriegsende begann er ein Medizinstudium in Freiburg.
Wirken als Knappschaftsarzt
Nach Abschluss seines Studiums absolvierte Rosenbaum seine dreijährige Assistenzzeit am Krankenhaus in Bardenberg. 1925 ließ er sich als Arzt in Kohlscheid nieder und eröffnete 1927 eine eigene Praxis in der Friedrichstraße 6. Als Knappschaftsarzt widmete er sich besonders den gesundheitlichen Problemen der Bergleute. Aufgrund seines Engagements für die Silikose- und Steinstaubkranken erhielt er den Beinamen „Engel der Steinstaubkranken“.
Ehrenamtliches Engagement
Rosenbaum war aktiv in vielen Kohlscheider Vereinen, darunter:
- Freiwillige Sanitätskolonne Rotes Kreuz
- Heimatverein Kohlscheid (Gründungsvorsitzender)
- MGV Harmonia
- Kohlscheider Ballspiel-Club 1913 e.V. (KBC)
- Katholischer Gesellenverein
- Kriegsgräberfürsorge
Rettungseinsatz und Grubenunglück von Alsdorf
1930 war Rosenbaum als Kolonnenführer der Freiwilligen Sanitätskolonne Kohlscheid an einer Großübung in der Grube Laurweg beteiligt. Nur neun Tage später, am 21. Oktober 1930, geschah das Grubenunglück auf der Zeche Anna II in Alsdorf. Seine Einheit leistete an fünf Tagen 1408 Einsatzstunden und führte unter Tage erstmals intravenöse Injektionen zur Wiederbelebung durch.
Für seine Verdienste erhielt Rosenbaum die Rettungsmedaille sowie das Ehrenzeichen II. Klasse des Roten Kreuzes und wurde zum Grubenarzt des Bezirks Aachen ernannt.
Politisches Wirken
1933 wurde Rosenbaum in die Kohlscheider Gemeindevertretung berufen. 1938 wurde er zum stellvertretenden Bürgermeister ernannt. Er war an der Entwicklung eines neuen Kohlscheider Wappens beteiligt und setzte sich für die Infrastrukturverbesserung der Gemeinde ein.
Während des Zweiten Weltkriegs diente Rosenbaum als Stabsarzt. Nach Einsätzen in Frankreich und Russland wurde er 1942 mit der Leitung des Reservelazaretts in Ahlen beauftragt.
Rettung von Ahlen
1945 übergab Rosenbaum Ahlen kampflos an die amerikanischen Truppen und verhinderte so die Zerstörung der Stadt. In Anerkennung seiner Verdienste wurde 1946 in Ahlen der Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz nach ihm benannt. 1974 wurde ihm dort ein Denkmal mit Bronze-Relief errichtet.
Spätere Jahre und Tod
Nach dem Krieg kehrte Rosenbaum nach Kohlscheid zurück und eröffnete seine Praxis erneut. Er setzte sich weiterhin für die Bergleute ein und engagierte sich im DRK.
Am 22. September 1954 verstarb er an einem Hirnschlag in seinem Haus in Woffelsbach und wurde auf dem Ostfriedhof in Kohlscheid beigesetzt. Die Stadt Herzogenrath benannte in den 1990er Jahren eine Straße nach ihm.
Ehrungen und Würdigungen
Dr. Paul Rosenbaum erhielt zahlreiche Ehrungen für sein humanitäres und kommunales Engagement:
- Rettungsmedaille für seinen Einsatz beim Grubenunglück von Alsdorf
- Ehrenzeichen II. Klasse des Roten Kreuzes
- Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse mit Schwertern für seine Verdienste als Militärarzt
- Silberne Ehrenplakette der Stadt Lille für die humane Behandlung von Verwundeten
- Benennung des Dr.-Paul-Rosenbaum-Platzes in Ahlen (1946)
- Errichtung eines Denkmals mit Bronze-Relief in Ahlen (1974)
- Benennung der **Dr.-Paul-Rosenbaum-Straße** in Herzogenrath (1990er Jahre)
Literatur
- Heinz Maas: Dr. Paul Rosenbaum – Lebensgeschichte eines Kohlscheiders. Heimatverein Kohlscheid, 2023.
- Rembert Wilke: Dr. Paul Nikolaus Rosenbaum, der "Retter von Ahlen". In: Der beflügelte Aal 16, 1997.
- Westfalenspiegel: Tollkühner Retter der Stadt Ahlen, 2020.