Ahlener Mammut
Das Ahlener Mammut wird der ausgestorbenen Elefantenart des Wollhaarmammuts (lat. Mammutus primigenius) zugeordnet und entwickelte sich vor 300.000 bis 200.000 Jahren (Perm-Trias) in Sibirien. Von hier aus verbreiteten sie sich über ganz Eurasien und Nordamerika, bis sie vor etwa 12.000 Jahren (Anfang Holozän) ausstarben.
Fund und Ausstellung
Die 18.000 Jahre alten Skelettteile des Mammuts wurden im Juni 1910 bei Grabungen in einer Tongrube der Stanz- und Emailierwerke der Gebrüder Seiler gefunden. Da man den Knochenfund keinem Tier zuordnen konnte informierte man die Universität in Münster. Prof. Dr. Theodor Wegner (*1880, +1935), damaliger Privatdozent am Geologisch-Paläontologischen Institut (GPI) der Universität Münster, leitete daraufhin die Ausgrabung, stellte den Fund sicher und überführte ihn in das GPI, wo es, unter der Leitung von Prof. Dr. Lotze und Dozent Dr. Siegfried, montiert und aufgestellt wurde.
Das aus etwa 220 Knochen bestehende Knochengerüst wiegt um die 500 kg und besitzt eine Länge von 5,50 m und eine Höhe von 3,20 m. Letzteres entspricht mit einer durchschnittlichen Widerristhöhe von 2,80 m bis 4,00 m durchaus der Norm.
In den späteren Jahrzehnten nach dem Fund wurde das Skelett das Wappentier des Geomuseums Münster (früher: Geologisch-Paläontologisches Museum und Mineralogisches Museum) und für die breite Öffentlichkeit ausgestellt. Auf Grund von langwierigen Umbaumaßnahmen innerhalb des Museums wurde es u.a. an das LWL-Museum in Herne ausgeliehen, wo es zwischen Mai 2006 und Mai 2007 während der Sonderausstellung „Klima und Mensch“ zu den Attraktionen gehörte. Zwar hat es aktuell den Weg zurück ins Geomuseum gefunden, jedoch werden die Skelettteile des Mammuts zunächst noch in Containern zwischengelagert, bis das Museum wiedereröffnet wird (Stand: Mai 2009). Es soll dann schöner und vor allem anatomisch korrekter als je zuvor den Eiszeit-Saal des Geologisch-Paläontologischen Museums dominieren.
Besonderheit des Mammutskeletts
Bekannt wurde das Ahlener Mammut durch die annähernde Vollständigkeit des Skeletts. Das gesamte Knochengerüst stammt nachweislich von ein- und demselben Tier, wohingegen andere Exponate üblicherweise aus den Skeletten mehrerer Tiere zusammengesetzt werden.
Nahezu zeitgleich wurden um 1910 noch zwei weitere Mammutskelette gefunden. Beide Skelette wurden jedoch während des Zweiten Weltkrieges entweder gänzlich zerstört (Borna in Sachsen; Fund: 1908/1909) oder haben soweit gelitten, dass sie nicht wieder aufgeteilt wurden (Steinheim an der Murr in Baden-Württemberg; Fund: 1910). Somit ist das Ahlener Mammut das deutschlandweit letzte, vollständig erhaltene Mammutskelett.
Auszug aus der Paläontologischen Zeitschrift
Soviel aus einigen kurzen Mitteilungen aus der Tagespresse der Jahre 1910 und 1911 zu entnehmen ist (andere Veröffentlichungen liegen nicht vor), wurde das Skelett in Ahlen in nur rund 1,5 bis 2 m unter der Geländeoberfläche in sandig-tonigem Boden gefunden (Wehner 1933 spricht von einer „Sumpf - mudde") (Taf. 19, Fig. 1). Es lag auf der linken Seite im Ton mit schräg nach unten in die Tiefe gehenden Extremitäten. Die einzelnen Knochen des Skeletts waren gegeneinander verschoben, wühl nicht durch strömendes Wasser verursacht, sondern durch ungleichmäßiges Einsinken in sumpfigem Boden, da im Ton auch zersetzte Reste von Baumstämmen festgestellt wurden. Dieser Hinweis gibt uns Veranlassung, an ein Interstadial der weichseleiszeitlichen Ablagerung zu denken.
Zusammen mit den Mammutknochen fanden sich auch Zähne, eine Scapula und ein Femur von Tichorhiims antiquitatis.
Der Fundpunkt ließ sich im heutigen Ahlen ziemlich genau ermitteln. Die alte Tongrube ist verfüllt und bildet zur Zeit einen freien Platz etwa in der Mitte des neuen Stadtgebiets, an der Beckumer Straße, von der am Östlichen Rande des Platzes eine als „Mammutpfad" bezeichnete Straße abzweigt (Abb. 2). Der Fundort liegt am nordöstlichen Rande der heutigen Talaue der Werse, eines kleinen linken Nebenflusses der Ems, 35 m über N. N., damit rund 10 m über dem nächstgelegenen heutigen Wasserspiegel der Werse, von dieser noch durch eine trockene Zwischensenke getrennt. Hier und auch weiter flußabwärts besteht der Boden in rund 1 m Tiefe aus grauem, mehr oder weniger sandigem Ton, der dem in der ehemaligen Tongrube des Fundpunkts entsprechen dürfte. Knapp 1 km nördlich vom Fundpunkt fließt von Osten ein kleiner Bach zur Werse, weiter nach Norden steigt das Gelände wieder an.
Das Mammut als Namensgeber
Literatur
- Siegfried, P. (1959): Das Mammut von Ahlen. Paläontologische Zeitschrift, Vol. 33, No. 3, pp. 72-184
- Helmut Röer: Ahlen im Münsterland, pp. 41-42
- Dr. Wilhelm Schulte: Heimatbuch der Stadt Ahlen, Walter Breucking pp. 24-25