Bahnhof

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Der Bahnhof Ahlen ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der Stadt Ahlen, Nordrhein-Westfalen, und hat eine lange Geschichte, die eng mit der industriellen Entwicklung der Region verknüpft ist. Der Bahnhof wurde am 15. Oktober 1847 im Zuge des Baus der Köln-Mindener Eisenbahn in Betrieb genommen und ist bis heute in Betrieb.

Geschichte

Anfänge

Die Eisenbahngeschichte in Ahlen begann in den 1840er Jahren, als der Streckenabschnitt Hamm-Bielefeld der Köln-Mindener Eisenbahn gebaut wurde. Obwohl die Strecke ursprünglich eine andere Route durch das Lippetal nehmen sollte, wurde sie am 9. März 1844 endgültig über die Orte Ahlen, Oelde, Rheda und Gütersloh geführt. Die Entscheidung für diese Streckenführung führte in Ahlen zu großer Begeisterung, da die Stadt dadurch einen Anschluss an das wachsende deutsche Eisenbahnnetz erhielt.

Der erste Bahnhof in Ahlen wurde 1847 errichtet. Das erste Empfangsgebäude wurde 1848 gebaut, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Der Bahnhofsanschluss trug erheblich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei, indem er schnellen Rohstoff- und Warenverkehr ermöglichte.

Industrialisierung und wirtschaftlicher Aufschwung

Mit dem Bau der Eisenbahn begann in Ahlen die Ansiedlung erster Industriebetriebe. Die Stadt wuchs rasch und gewann an wirtschaftlicher Bedeutung. Nach einer kurzen Krise durch den Niedergang der Strontianitindustrie in den 1880er Jahren sorgte die Ausweitung der Emailleindustrie und die Inbetriebnahme der Schächte I und II der Gewerkschaft Westfalen für erneuten Aufschwung. Der Bahnhof Ahlen spielte hierbei eine entscheidende Rolle, da er einen schnellen Transport von Kohle und anderen Waren ermöglichte.

Ausbau und Modernisierung

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts reichten die ursprünglichen Bahnanlagen in Ahlen nicht mehr aus, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Die Stadt Ahlen setzte sich lange für bessere Eisenbahnanlagen ein. Die zuständige Eisenbahnverwaltung in Hannover erkannte schließlich die Notwendigkeit eines Ausbaus und stimmte einem viergleisigen Ausbau der Strecke zu.

Im Rahmen dieses Ausbaus wurden bedeutende Änderungen am Bahnhof Ahlen vorgenommen:

  • Das ursprüngliche Empfangsgebäude aus dem Jahr 1848 wurde während des Ersten Weltkriegs abgerissen, da zu dieser Zeit die ebenerdig verlaufenden Gleiskörper auf einen Bahndamm gelegt wurden.
  • Das neue Empfangsgebäude wurde 1916 weiter westlich erbaut und ist bis heute in Nutzung.
  • Der Güterbahnhof wurde weit aus der Stadt hinaus in die östliche Feldmark verlegt, um dem steigenden Bedarf des Wagenladungsverkehrs gerecht zu werden.

Die Modernisierung und der Ausbau der Bahnanlagen trugen der rasanten industriellen Entwicklung Ahlens Rechnung und machten den Bahnhof zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt in der Region.

Der Bahnhof in den 1970er Jahren

Bis Mitte der 1970er Jahre entwickelte sich der Bahnhof Ahlen zu einem wichtigen Umschlagplatz für den Personen- und Güterverkehr. Die Bahnanlagen erstreckten sich über 18.749 Meter Gleislänge bei einer Gesamtlänge von 3.742 Metern. Täglich wurden über 260 Zugfahrten und zahlreiche Rangierbewegungen durchgeführt, unterstützt von vier Stellwerken.

In dieser Zeit wurde auf der angrenzenden Versuchsstrecke Gütersloh-Neubeckum an der "Bahn der Zukunft" gearbeitet. Die Deutsche Bundesbahn kündigte zudem die Elektrifizierung des Streckenabschnittes Hamm-Bielefeld für die Jahre 1966/67 an, was eine erhebliche Verbesserung der Transportbedingungen versprach. Der Bahnhof Ahlen wurde außerdem in den 1970er Jahren mit einem neuen Drucktasten-Stellwerk (Dr-Stellwerk) ausgestattet, was zur Stilllegung der vier herkömmlichen Stellwerke führte und die Leistungsfähigkeit sowie die Sicherheit des Bahnbetriebs erhöhte.

Haltepunkt Vorhelm

Etwa sechs Kilometer in Fahrtrichtung Bielefeld befand sich ab 1891 der Haltepunkt des Ortsteils Vorhelm. Dieser diente der Anbindung des Vorhelmer Ortsteils an das Eisenbahnnetz. Nach der Eingemeindung des Ortes im Jahr 1975 wurde die Betriebsstelle 1988 aus Rationalisierungsgründen stillgelegt und 1994 vollständig zurückgebaut.

Bedeutung und Zukunft

Der Bahnhof Ahlen hat eine über 150-jährige Geschichte und war stets eng mit der industriellen Entwicklung der Stadt verbunden. Die Modernisierungsmaßnahmen der 1960er und 1970er Jahre, einschließlich der Elektrifizierung und der technischen Innovationen auf der angrenzenden Versuchsstrecke, unterstrichen die Bedeutung des Bahnhofs für die Region.

In den 1970er Jahren spielte die Bahn eine zentrale Rolle in der Verkehrsinfrastruktur von Ahlen. Mit steigenden Anforderungen im Güter- und Personenverkehr musste der Bahnhof weiter ausgebaut und modernisiert werden, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Ahlen blieb auch weiterhin ein wichtiger Standort für technische Innovationen und Versuche im Eisenbahnbereich.

Heutiger Zustand

Der Bahnhof Ahlen ist als Nahverkehrssystemhalt im Westfalentarif eingebunden. Über zwei Nahverkehrslinien, den Rhein-Weser-Express (RE 6) und die Ems-Börde-Bahn (RB 69), besteht ein halbstündlicher Takt in beide Richtungen. Das Stellwerk „Af“ steuert den Bahnhof mit einem Spurplan-Drucktasten-Stellwerk der Bauart SpDrS60.

Im Bahnhof gibt es ein Reisezentrum, sowie eine Buchhandlung mit Kiosk und eine Bäckerei. Fahrkartenautomaten für Nah- und Fernverkehr sind ebenfalls vorhanden.

Für den Rhein-Ruhr-Express wurde der Bahnhof von 2019 bis 2021 modernisiert. Die Modernisierung umfasste die Erhöhung und Verlängerung des Bahnsteigs am Gleis 6 für einen stufenlosen Einstieg, den barrierefreien Zugang mittels Rampe, neue Aufzüge an den Gleisen 1/2 und 3 sowie die Installation eines modernen Beleuchtungs- und Beschallungssystems. Zudem wurde ein taktiles Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte installiert.

Fazit

Der Bahnhof Ahlen ist ein Symbol für die industrielle und verkehrstechnische Entwicklung der Stadt. Vom bescheidenen Beginn als Haltepunkt im 19. Jahrhundert bis hin zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt im 20. Jahrhundert hat sich der Bahnhof stets an die Anforderungen seiner Zeit angepasst. Die historischen und modernen Entwicklungen am Bahnhof Ahlen spiegeln die wirtschaftliche Bedeutung und den Fortschritt der Eisenbahn in Ahlen wider.

Bilder

Quellen

  • Historische Aufzeichnungen und Berichte zur Eisenbahngeschichte Ahlens
  • Ahlener Monatsschau (Stand 1975)
  • Artikel "AHLEN und die Köln-Mindener Eisenbahn" von Alois Mayr-Münster, Ahlener Monatsschau, Mai 1965