Haus Heitmann
Haus Heitmann | |
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51.763267.890265 Koordinaten: 51° 45′ 48″ N, 7° 53′ 25″ O
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Auf dem heutigen Marienplatz stand einst ein imposantes Bauwerk, das in der Stadtgeschichte als „Haus Heitmann“ oder auch „Heitmanns Tempel“ bekannt war. Dieses markante Gebäude prägte über Jahre hinweg das Stadtbild, bevor es schließlich im Januar 1969 abgerissen wurde. Der Grundriss des Hauses lässt sich jedoch noch immer erahnen, dank der mit rotem Klinker neu errichteten Umfassungsmauern des Mariengartens, die den ehemaligen Standort andeuten.
Das Haus Heitmann war besonders durch seine auffällige, doppelseitige Treppe bekannt, die bis auf den Bürgersteig ragte. Diese Treppe, die mit einem schmiedeeisernen Geländer versehen war, stellte eine besondere Attraktion dar, insbesondere für Kinder, die die Stufen hinauf- und hinunterliefen. Bei den Fronleichnamsprozessionen der Marien-Pfarre diente die Plattform als Altar für den Segen.
Die Geschichte des Hauses lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Die ersten gesicherten Besitzer waren Johann Theodor Reine, ein Kaufmann und mehrfacher Bürgermeister von Ahlen, und seine Familie. Reine bewohnte das Haus bereits vor 1750, wie Aufzeichnungen im Status Animarum von 1750 des Bistums Münster belegen. Später ging das Haus durch verschiedene Hände, darunter prominente Persönlichkeiten wie der Gerichtsschreiber und Stadtsekretär Ferdinand Theodor Kurtz sowie der Bürgermeister Heinrich Anton Nacke.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die charakteristische Treppe des Hauses entfernt. Zeitzeugen berichten, dass die Entfernung im Zusammenhang mit einem Besuch des Reichsarbeitsführers Robert Ley am 16. Juni 1939 stand. Auf seiner Deutschlandfahrt sollte Ley mit 700 Männern der „Alten Garde“ in 30 offenen Opel-Blitz-Autobussen ungehindert durch Ahlen in Richtung Walstedde fahren. Um eine reibungslose Durchfahrt zu ermöglichen, wurde die Treppe auf dem Bürgersteig entfernt.
Das Haus selbst erlebte zahlreiche Umbauten und Modernisierungen im Laufe der Jahrhunderte. Im 19. Jahrhundert wurde es von Josef Heitmann erworben, der dem Haus seinen Namen gab. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass das Gebäude auf den Grundmauern eines mittelalterlichen Steinhauses errichtet wurde, das vermutlich als Gildehaus oder Vorratsspeicher diente. Bei Ausgrabungen im Jahr 1988 wurden Überreste dieses älteren Bauwerks sowie englisches Tafelgeschirr aus dem frühen 19. Jahrhundert gefunden, was auf den gehobenen Lebensstil der damaligen Bewohner hindeutet.
Obwohl das Haus Heitmann heute nicht mehr steht, bleibt es ein Teil der Stadtgeschichte von Ahlen und wird in Erinnerungen sowie in der Literatur weiterleben.
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Abriss 01/1969
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Abriss 01/1969
Quellen:
- StAM, Stadt Ahlen (Dep), IV C Nr. 2
- Heimatkalender Kreis Warendorf 1990, S. 70-74
- Wiese, Jans: „Das alte Ahlen“
- Wagener, Udo: „Der beflügelte Aal 25“