Marienplatz

Aus AhlenWiki
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Marienplatz
51.76370870857.87562670898
Postleitzahl 59227
Ortsteil Innenstadt
Art der Straße Wohnstraße

Marienplatz in Ahlen

Der Marienplatz in Ahlen ist ein geschichtsträchtiger Ort, der im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Veränderungen erfahren hat. Die archäologischen Ausgrabungen auf dem Platz lieferten wertvolle Einblicke in die mittelalterliche Stadtgeschichte.

Archäologische Funde

Im Jahr 1988 wurden bei Tiefbauarbeiten an der Einmündung der Nordstraße in die Klosterstraße Gebäudegrundmauern entdeckt. Diese Funde führten zu einer archäologischen Untersuchung unter der Leitung von Dr. H. W. Peine vom Amt für Bodendenkmalpflege in Münster. Mit Unterstützung der Stadt Ahlen wurden die Freilegungen durchgeführt und zwei Archäologinnen mit der weiteren Untersuchung beauftragt.

Die Ausgrabungen brachten die Grundmauern eines Gebäudes mit einer Länge von etwa 19,5 Metern und einer Breite von 12 Metern zum Vorschein. Dieses Bauwerk entsprach einem Gebäude aus dem Urkataster von 1830, das damals Josef Langen gehörte. Die Architekturmerkmale und das Mauerwerk deuteten jedoch auf eine mittelalterliche Entstehungszeit hin. Besonders auffällig war die Bauweise mit Bruchsteinen in Mörtelbindung und Außenhautsteinen in horizontalen Schichten.

Nutzung des Gebäudes

Das freigelegte Gebäude bestand ursprünglich aus zwei großen Räumen, die später durch Querwände unterteilt wurden. Reste von Holzkohle deuten auf eine Feuerstelle hin, während Bodenplatten auf eine Nutzung als Keller hindeuten. Prof. Werner Faust, ein diplomierter Architekt, erkannte in der Mauerstruktur typische Merkmale mittelalterlicher Bauwerke.

Der Hühnermarkt und die Platzgeschichte

Die archäologischen Untersuchungen ergaben, dass der Marienplatz einst Teil des mittelalterlichen Hühnermarktes war. Scherben von Gefäßen aus dem 13. Jahrhundert sowie Tierknochen und Eisenschlacke wurden in den Schichten gefunden. Der Markt entstand vermutlich im Zuge der Stadterweiterung um 1250 vor der Marienkirche.

Ein besonders bemerkenswerter Fund war ein großer Findling auf dem Platz. Es wird vermutet, dass es sich dabei um ein Rechtsymbol einer alten Gerichtsstätte handelt. Der nördliche Teil des Marktplatzes wurde bereits im 14. Jahrhundert aufgegeben, und an dieser Stelle errichtete man das mittelalterliche Gebäude. Aufgrund seiner zentralen Lage könnte es als Gildehaus oder städtischer Vorratsspeicher gedient haben.

Spätere Umbauten und Zerstörung

Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr das Gebäude zahlreiche Umbauten. Hinweise auf eine Brandkatastrophe im 14. oder 15. Jahrhundert fanden sich in Form von Brandschutt und Keramikscherben. Im 16. Jahrhundert wurde die Nordseite des Gebäudes teilweise umgestaltet, was sich an vermauerten Scherben eines glasierten Gefäßes zeigte.

Eine weitere Besonderheit war eine zugemauerte Kellertreppe, die später überbaut wurde. Der angrenzende Flurraum mit Bodenplatten könnte zu einem älteren Anbau gehört haben. Im Urkataster von 1830 ist dieser Anbau nicht mehr verzeichnet, was darauf hindeutet, dass er um 1800 abgerissen wurde.

Die Villa Heitmann und die heutige Platzgestaltung

Im Jahr 1881 gingen die Gebäude in den Besitz der Familie Heitmann über. Das alte Steingebäude wurde abgerissen und durch eine stattliche Villa ersetzt. Diese Villa bestand bis 1969, als sie im Zuge von Straßenbaumaßnahmen und der Umgestaltung des Platzes abgebrochen wurde.

Heute erinnert die Pflasterung des Marienplatzes an die Geschichte der Villa Heitmann: Die Außenmauern sind durch besondere Markierungen im Boden nachgezeichnet, und eine weiße Pflasterung zeigt den ehemaligen Straßenverlauf.

Fazit

Der Marienplatz ist nicht nur ein zentraler Platz in Ahlen, sondern auch ein bedeutendes Zeugnis der Stadtgeschichte. Die archäologischen Funde belegen seine mittelalterlichen Wurzeln, und die heutige Platzgestaltung hält die Erinnerung an vergangene Epochen lebendig.